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40 Jahre Neurologie am Leopoldina-Krankenhaus: eine Disziplin im Wandel

Der Chefarzt der Neurologie, Dr. Johannes Mühler (Bildmitte) bei der Visite auf der Stroke Unit

PD Dr. Dominik Morhard, Chefarzt der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, im Angio-OP.

In der Parkinson-Komplextherapie am Leopoldina-Krankenhaus arbeiten Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegepersonal eng zusammen.

Als das Leopoldina-Krankenhaus seinen Standort an der Gustav-Adolf-Straße 1981 bezog, war eine eigene Klinik für die Behandlung von neurologischen Erkrankungen nicht vorgesehen. Erst zwei Jahre später – also 1983 – wurde diese Disziplin unter der Leitung von Chefarzt PD Dr. Ulrich Fuhrmeister in Schweinfurt eingerichtet.

 

Dr. Fuhrmeister setzte als ausgewiesener Experte in der neurologischen Intensivmedizin den Schwerpunkt auf diesen damals noch jungen Teilbereich der Neurologie. Damit erwarb sich die Klinik schnell über die Region hinaus einen exzellenten Ruf, der bis heute gilt. Im Verlauf der vergangenen 40 Jahre entwickelte die Klinik neben dem Schwerpunkt der neurologischen Intensivmedizin und der Schlaganfallmedizin auch eine herausragende Kompetenz in der diagnostischen Neurologie in Bezug auf komplexe Erkrankungen des Nervensystems wie z.B. Multiple Sklerose oder auch Parkinson. „Seit Beginn hat die Klinik für Neurologie im nördlichen Mainfranken einen starken Zulauf“, erklärt Dr. Johannes Mühler, Chefarzt der Klinik für Neurologie. Die Akzeptanz beruht nicht nur auf der Tatsache, dass die Klinik ein großes Einzugsgebiet hat, sondern vor allem in der herausragenden Patientenversorgung, die ein Team aus über 20 (Fach-) Ärzten gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege und der physikalischen Therapie täglich leistet.

 

Für Dr. Mühler, der bereits 1987 als Assistenzarzt seine Karriere am Leopoldina-Krankenhaus startete, ist die wirksame Behandlung von Schlaganfällen die zentrale Errungenschaft der Neurologie: „Als 1995 das erste gerinnselauflösende Medikament auf den Markt kam, war das für die Behandlung von Schlaganfällen eine Revolution,“ erinnert sich der Chefarzt, der damals bereits Oberarzt war. Die Klinik wurde auch hier ihrem Ruf gerecht und setzte die Innovation relativ zügig in ihrer Schlaganfalltherapie ein. Mit dieser Entwicklung startete auch das Schlaganfall-Notfallzentrum, die Stroke Unit, die 1998 unter der ärztlichen Leitung von Dr. Mühler eröffnet wurde und bis heute zu den größten und leistungsfähigsten Schlaganfall-Notfallzentren in Nordbayern gehört: Jedes Jahr werden am Leopoldina-Krankenhaus mehr als 1000 Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten bestmöglich behandelt. Dabei arbeitet die Abteilung eng mit dem Team der Neuroradiologie, der Gefäßchirurgie und der Kardiologie zusammen. Regelmäßige Zertifizierungen der Zentrumsklinik im nordbayerischen telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk TRANSIT belegen den hohen Standard sowohl in der Qualität der Versorgung als auch in der Anzahl der behandelten Patienten.

 

„In den letzten 25 Jahren hat sich die Behandlung von Schlaganfällen noch einmal intensiv verändert. Wir haben heute im Vergleich zu den Anfängen der Stroke Unit noch einmal wesentlich effektivere Möglichkeiten die Folgen eines Schlaganfalls zu minimieren“, legt Dr. Mühler den weiteren medizinischen Fortschritt in diesem Bereich dar.
Das liegt vor allem auch an einer Entwicklung in der Neuroradiologie, die in den späten „Nullerjahren“ die Behandlung des ischämischen Schlaganfalls revolutioniert hat: bei der sogenannten mechanischen Thrombektomie können - ähnlich wie beim Herzkatheter - verschlossene Hirnschlagadern wieder eröffnet werden. PD Dr. Dominik Morhard, Chefarzt der Abteilung für Radiologie und Neuroradiologie am Leopoldina-Krankenhaus erklärt das Vorgehen wie folgt: „Bei dieser Behandlung wird ein Katheter von interventionellen Radiologen von der Leiste bis an die Stelle des Gehirns geschoben, wo das Blutgerinnsel eine Schlagader blockiert. Mit Unterstützung minimal-invasiver Technik wird das Blutgerinnsel geborgen und durch einen Hohlkatheter abgesaugt.“ Dieses operative Verfahren wird seit 2014 sehr erfolgreich am Leopoldina Krankenhaus 24/7 durchgeführt. So verlassen heute deutlich mehr Patientinnen und Patienten die Klinik ohne oder nur mit geringen bleibenden Einschränkungen als früher.


Im Verlauf der letzten Jahre deutlich gestiegen ist die Anzahl von Patienten mit degenerativen Erkrankungen des Nervensystems, z.B. Parkinson und Alzheimer. Prof. Dr. Dr. Wilfried Kuhn, der von 2001 bis 2016, davon ab 2003 gemeinsam mit Dr. Mühler, die Geschicke der Klinik leitete, hat diesen Schwerpunkt auf- und unter anderem mit der Parkinsonkomplextherapie ausgebaut. Seit 2013 bietet das Leopoldina-Krankenhaus diese Therapieform an, in der die vielgestaltigen Beschwerden der Patienten über einen Zeitraum vom zwei bis drei Wochen im Rahmen eines multiprofessionellen Therapiekonzeptes analysiert und behandelt werden, unter anderem wird zum Beispiel die medikamentöse Therapie fortlaufend optimiert. „Das Ziel dieser Therapie ist – neben der Linderung der Beschwerden – vor allem die Erhöhung der Lebensqualität und der Eigenständigkeit unserer Patienten“, fasst Dr. Mühler zusammen.

 

Im Rückblick und mit seiner 37-jährigen Erfahrung sieht Dr. Mühler die Neurologie als eine Disziplin, die einen sehr großen Innovationsschub erlebt hat. So werden heutzutage deutlich mehr neurologische Erkrankungen diagnostiziert und dementsprechend auch behandelt. Dabei können heute zahlreiche diagnostische Maßnahmen und auch Behandlungen im Gegensatz zu früher ambulant durchgeführt werden. Die Etablierung einer neurologischen Praxis im MVZ Leopoldina ist somit für eine enge Verzahnung ambulanter und stationärer Patientenversorgung von großer Bedeutung, ebenso der bereits gut funktionierende Austausch mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in der Region. 

 

Gewandelt hat sich der Schwerpunkt der Neurologie am Leopoldina: heute liegt der Fokus auf neurologischen Notfällen, die das Ärzte-Team in enger Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie, der Neuroradiologie und der Kardiologie behandelt. Von den ca. 4.000 Patienten, die pro Jahr in der Neurologie behandelt werden, sind fast ein Drittel Schlaganfallpatienten.
Für die Zukunft erwartet Dr. Mühler weitere bedeutsame Entwicklungen insbesondere in der genetischen Diagnostik, aber auch einer personalisierten Therapie, beispielsweise mit sehr spezifischen Immuntherapien bei bestimmten Erkrankungen. Und sicherlich wird auch die Künstliche Intelligenz seiner Meinung nach aktuell noch schwer einschätzbare Auswirkungen auf die Behandlungsmöglichkeiten neurologischer Erkrankungen haben.
Das Ende der stetigen Innovationen ist also noch lange nicht erreicht.

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