Angst- und Panikstörungen (angelehnt an die S3-Behandlungsleitlinie/ AWMF)
Angst gehört zu den normalen Bestandteilen menschlichen Lebens. Jeder Mensch kennt dieses Gefühl, es erfüllt bestimmte Schutzfunktionen, es kann sogar lebensrettend sein. Bei manchen Menschen entsteht aber etwas, was man als Angststörung bezeichnet. Bei Menschen mit Angststörungen treten Ängste häufiger und mit höherer Intensität auf, als Menschen ohne Angststörung dies erleben. Angststörungen sind sehr häufig. read moreDabei kann die Angststörung natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt sein, und entsprechend unterschiedlich groß ist die Beeinträchtigung der Betroffenen. Sind Ängste sehr stark ausgeprägt, so werden Menschen versuchen, diese möglichst nicht erleben zu müssen. Sie vermeiden die Angst. Das bedeutet zum Beispiel, dass man sich nicht mehr traut, in die Stadt zu gehen (z.B. bei der Panikstörung/ Agoraphobie) oder mit anderen Menschen in Kontakt zu treten (bei sozialen Ängsten). Dieses zwar nachvollziehbare, aber hinderliche Verhalten steht dann einem befriedigenden Leben im Wege.
Häufig ist es so, dass Angststörungen zusammen mit weiteren psychischen und/ oder körperlichen Beeinträchtigungen auftreten. Obwohl Angststörungen erfolgreich behandelt werden können, wird nur ein relativ geringer Anteil der Betroffenen entsprechend behandelt. Einige Menschen suchen — eventuell gerade wegen der bestehenden Ängste — keine Behandlung auf, bei anderen wird die Störung nur schwer, spät oder gar nicht erkannt.
Bei den Angststörungen geht es nicht um Ängste vor echten Bedrohungen — wie etwa vor Krieg, Unfällen oder Arbeitsplatzverlust —, sondern um Ängste vor Dingen oder Situationen, vor denen andere Menschen normalerweise keine Angst haben, oder um Ängste in übersteigertem Ausmaß. Zum Beispiel kann man Angst vor Spinnen, Mäusen, Fahrstühlen oder anderem haben – alles Dinge, die objektiv nicht gefährlich sind.
Manche Menschen haben
- plötzliche, unerwartete Panikanfälle („Panikstörung“),
- Angst zum Beispiel vor engen oder überfüllten Räumen oder vor weiten Plätzen („Agoraphobie“),
- langanhaltende Angst, dauernde Nervosität und Sorge, ohne recht zu wissen, wovor überhaupt („generalisierte Angststörung“),
- Angst vor negativer Beurteilung durch andere Menschen („soziale Phobie“) oder
- Angst vor einzelnen Dingen, wie zum Beispiel vor Spritzen, Hunden o.ä. („spezifische Phobie“).
Die Gründe, warum es bei einigen Menschen zur Entstehung von Angststörungen kommt, sind vielschichtig. Die persönliche Lebenserfahrung (von der Kindheit bis zur Gegenwart) und die aktuelle Lebenssituation mit ihren individuellen Belastungen können zu der Entstehung einer Angststörung beitragen. So werden vergangene oder aktuell belastende Lebensereignisse, Erziehungsmerkmale und soziale Belastungen (z.B. Arbeitslosigkeit) als Ursache ebenso diskutiert, wie biologische und erbliche Faktoren.
Auch das Vorliegen weiterer psychischer oder körperlicher Erkrankungen kann das Auftreten einer Angststörung begünstigen.
Angststörungen sind in der Regel gut zu behandeln. Dazu stehen (ambulante oder stationäre) Psychotherapie und die Behandlung mit Medikamenten zur Verfügung. Zusätzliche Maßnahmen (wie z.B. Sport oder Entspannungsverfahren) können hilfreich sein.
Welche Behandlung für Sie geeignet ist, hängt von der Art der Angststörung, vom Schweregrad der Erkrankung und dem bisherigen Krankheitsverlauf sowie von persönlichen Wünschen und Erfahrungen mit eventuell vorangegangenen Therapien ab.
Die Behandlung verfolgt mehrere Ziele:
- Die Symptome der Angststörung sollen so weit zurückgehen, dass Patienten Ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden und im sozialen wie beruflichen All-tag wieder einsatzbereit sind.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten einen Rückfall oder später eine Wiedererkrankung erleiden, soll so gering wie möglich gehalten werden.