read moreDieser Defekt kann angeboren sein oder entwickelt sich im Laufe des Lebens.
Hierzu gehören der:
- Leistenbruch (=Leistenhernie)
- Femoralbruch (= Femoralhernie)
- Nabelbruch (=Nabelhernie)
- Narbenbruch (=Narbenhernie)
- Zwerchfellbruch (= Hiatushernie).
Grundsätzlich können Baucheingeweide in all diesen Bauchwanddefekten „einklemmen“. Ist dies schmerzhaft und lassen sich die Gewebeanteile nicht wieder zurückdrängen, muss eine notfallmäßige zeitnahe Vorstellung (=innerhalb von 6 Stunden) beim niedergelassenen Arzt oder im Krankenhaus erfolgen! Aber auch ohne Einklemmung verschließen sich diese Defekte nicht wieder von allein. Nehmen sie an Größe zu oder führen sie auch nur gelegentlich zu Beschwerden, ist ein operativer Verschluss des Defektes sinnvoll.
Leistenbruch
Die Operation eines Leistenbruches ist eine der häufigsten Operationen in der Allgemeinchirurgie. Die Methodik der Operation hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt.
Bei einem Leistenbruch tritt Inhalt des Bauchraums in den sogenannten Leistenkanal. Dieser Leistenkanal wurde entstehungsgeschichtlich im Mutterleib angelegt. Beim Mann wandert hier der Hoden aus dem Bauchraum in den Hodensack. Bei der Frau ist im Leistenkanal ein Band der Gebärmutter enthalten. Dieser Leistenkanal stellt eine „Schwachstelle“ in der Bauchdecke dar. Anlagebedingt oder durch schweres Pressen oder Tragen von schweren Gegenständen kann dieser Bauchwanddefekt als Leistenbruch deutlich werden. Ziel einer Operation ist also sowohl das Gewebe, das aus dem Bauchraum hervorgetreten ist, zurückzudrängen, gleichzeitig aber auch den Defekt zu verschließen. Dieses kann sowohl durch eine sogenannte offene Operation, also einen Hautschnitt, aber auch durch eine minimalinvasive Operation im Sinne einer Schlüssellochtechnik durchgeführt werden. Dabei kann der Defekt durch eine Naht, besser aber zusätzlich durch ein Kunststoffnetz verschlossen werden. In den letzten Jahren stellte sich immer deutlicher heraus, dass die Operation in Schlüssellochtechnik mit der Verwendung eines Netzes das bessere Verfahren für die Behandlung eines Leistenbruches darstellt. Dieser Zugangsweg kann aber nur gewählt werden, wenn keine zusätzlichen Veränderungen im Bauchraum bestehen.
Komplikationen eines solchen Verfahrens sind die Verletzung von Gefäßen, die den Hoden versorgen, genauso wie eine Verletzung des Samenstranges, der den Samen aus dem Hoden in den Penis transportiert. Diese schweren Komplikationen gilt es im Rahmen einer routinierten Operation zu vermeiden. Gleichzeitig soll aber der Defekt möglichst eng verschlossen werden, um einen Rückfall, d.h. ein erneutes Austreten von Eingeweiden in den Leistenkanal zu verhindern. Zudem verlaufen im Leistenkanal Nerven, die z.T. zu einem chronischen Leistenschmerz auch Jahre nach der Operation führen können. Die Problematik des chronischen Leistenschmerzes scheint nach einer Operation in minimalinvasiver Technik deutlich geringer zu sein. Auch deshalb wird dieses Verfahren inzwischen von den meisten Allgemeinchirurgen präferiert.
Die Operation wird entweder ambulant oder im stationären Rahmen durchgeführt. Nach der Operation ist es je nach Verfahren sinnvoll, 2 bis 4 Wochen lang schweres Heben und Tragen sowie schwere körperliche Aktivitäten zu vermeiden.
Femoralhernie
Zumeist bei Frauen kann statt einem Leistenbruch ein Femoralbruch entstehen. Hierbei ist der entsprechende Defekt ebenfalls in der Leiste, aber die Beschwerden werden nicht entlang des Leistenkanals, also in die Genitale ziehend beschrieben, sondern in den Oberschenkel hinein. Im Rahmen einer Sonographie kann zumeist dieser Bruch dargestellt werden. Er wird ebenfalls in einem minimal-invasiven Verfahren mittels Netz verschlossen.
Nach der Operation ist eine körperliche Schonung von 2 Wochen einzuhalten.
Nabelhernie
Im Bereich des Bauchnabels findet sich häufig ein kleiner Defekt, der gut zu tasten ist. Je nach Größe können dort sowohl Fettgewebe, aber auch Darmschlingen eintreten. Sollte es an diesem Bauchnabeldefekt zu dauerhaften Schmerzen kommen, ist eine ärztliche Vorstellung unabdingbar. Innerhalb von 6 Stunden muss das „eingeklemmte“ Gewebe wieder in den Bauchraum zurückgedrängt werden. Dieses geschieht zumeist im Rahmen einer Operation. Hier wird auch die Durchblutung des aus dem Bauchraum getretenen Gewebes beurteilt und dies gegebenenfalls entfernt. Je nach Größe des Defektes ist die Versorgung mit einer direkten Naht oder aber durch eine Netzplastik sinnvoll.
Narbenhernie
Im Rahmen einer Operation im Bauchraum kann es zu einer Wundheilungsstörung der Narbe kommen. Dieses wird bisweilen nicht sofort nach der Operation deutlich. Nach einigen Wochen und Monaten, z.T. nach einem Jahr, findet sich aber eine Vorwölbung im Bereich der ursprünglichen Zugangsnarbe. Diese Vorwölbung ist im entspannten Zustand fast nicht nachweisbar, im Stehen oder bei körperlicher Anstrengung wird sie aber deutlich. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Bauchdeckendefekt. Bei körperlicher Anstrengung werden Baucheingeweide in diesen Defekt hineingedrängt (z.B. Fettgewebe, Darmschlingen). Lassen diese sich nicht wieder zurückdrängen, ist eine operative Versorgung notwendig. Hier ist zumeist eine aufwändige Rekonstruktion der gesamten Bauchdecke unter Zuhilfenahme eines Kunststoffnetzes empfehlenswert (sog. Sublay-Verfahren).
Zwerchfellhernie
Die sogenannte Zwerchfell- oder Hiatushernie stellt einen Defekt innerhalb des Zwerchfells dar, durch den Gewebe des Bauchraums in den Brustraum eintritt. Hierbei handelt es sich zumeist um Anteile des Magens. Die entsprechenden operativen Verfahren beinhalten ebenfalls eine operative Defektdeckung in sog. Schlüssellochtechnik (sog. Hiatoplastik) und werden unter dem Oberbegriff der Speiseröhrenchirurgie beschrieben.