read moreDeutschlandweit leiden ca. 400 000 Personen daran. Bereits 1817 veröffentlichte der Londoner Arzt und Apotheker James Parkinson als Erster eine Arbeit über diese Krankheit:
- „An Essay on the Shaking Palsy“ (Eine Abhandlung über die Schüttellähmung)
Hauptsymptome sind eine Verlangsamung der Bewegung, auch als Bradykinese oder Akinese bezeichnet, eine Tonuserhöhung der Extremitäten, insbesondere der Arme (Rigor) und ein Zittern, insbesondere der Extremitäten (Tremor). In frühen Stadien der Erkrankung finden sich bereits andere Symptome wie Riechstörungen, gastrointestinale Beschwerden, Schlafstörungen und schmerzhafte Verspannungen der Muskulatur, die häufig z.B. als Schulter-Arm-Syndrom oder Lumbago verkannt werden. In späteren Stadien sind nicht selten Stand- und Ganginstabilitäten zu beobachten, bei 15-30 % der Patientinnen und Patienten finden sich zudem Hinweise auf Störungen des Gedächtnisses und der Orientierung.
Die Parkinsonkrankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu einer fortschreitenden Schädigung von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn (Substantia nigra) kommt. Der resultierende Mangel des Botenstoffs Dopamin führt zu verschiedenen Störungen der Motorik. Diese können durch die Behandlung mit L- Dopa, der Vorläufersubstanz von Dopamin, gut behandelt werden. Weitere medikamentöse Optionen bestehen aus Dopaminagonisten sowie die den Abbau des Dopamins hemmenden COMT- und MAO-B-Hemmern.
Bei fortschreitender Erkrankung verschlechtert sich oft die Medikamentenwirkung, es treten motorische Fluktuationen auf (Phasen mit guter und schlechter Beweglichkeit, das sogenannte On-Off-Phänomen) sowie „Freezing“ (abrupte Bewegungslosigkeit) oder unkontrollierte Bewegungen (Hyperkinesie, Dyskinesie). Als weitere invasive Therapieverfahren stehen die tiefe Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN-DBS) /Globus pallidus internus (GPi) zur Verfügung. Weitere Optionen sind eine intestinale L-Dopa Pumpentherapie sowie subcutane Apomorphin- oder Foslevodopa-Foscarbidopa-Infusionslösungen.
Es ist manchmal nicht einfach, die Diagnose der Parkinsonerkrankung zu stellen, insbesondere deshalb, weil nicht alle Symptome immer in gleicher Ausprägung vorhanden sind. Des Weiteren sind Parkinson-ähnliche Erkrankungen bekannt, die einen unterschiedlichen Verlauf nehmen können und auch anders behandelt werden müssen. Aus diesem Grund hat sich die Neurologische Klinik des Leopoldina-Krankenhauses darauf spezialisiert, einerseits Patientinnen und Patienten in frühen Stadien zu untersuchen und zu überprüfen, ob wirklich eine Parkinson-Krankheit vorliegt. Zum anderen treten im Laufe der Erkrankung bei sehr vielen Personen Therapie- und Krankheitskomplikationen auf, die nur durch ein erfahrenes Spezialistenteam adäquat behandelt werden können.
Diagnostische Angebote der Neurologischen Klinik zur Abklärung der Parkinson-Krankheit:
- Apomorphin-Test/L-Dopa-Challenge
- Kinesiologische Methoden - motorische Leistungsserie nach Schoppe, Tremoranalyse
- Single-Photon-Emission-Computertomographie (SPECT) in Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin im Hause
- Computertomographie, Kernspintomographie
- Liquordiagnostik zum Ausschluss anderer neurodegenerativer Erkrankungen (ß-Amyloid, Tauprotein)
- Gentest (nur in Spezialfällen in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken Tübingen und Würzburg)
- Tests zur Erfassung kognitiver Defizite (MMST, MOCA, Demtect, PANDA)
- Erfassung autonomer Störungen (Schellong, Herzfrequenz-Varianzanalyse)
- Untersuchung des Geruchssinns („Sniffin’ Sticks“)
- Homocystein-Bestimmung bei langjähriger L-Dopa-Gabe
- Ultraschall/Messung der Echogenität der Substantia nigra
- FEES (flexible endoskopische Evaluation des Schluckakts)
Therapeutische Angebote für alle Stadien der Erkrankung:
- Klassische Parkinsonmedikation
- Pumpeninfusionen (Duodopa, Apomorphin, Foslevodopa-Foscarbidopa)
- Zusammenarbeit mit dem Stereotaxie-Zentrum Würzburg
- Physiotherapie: BIG®, Einzel- und Gruppentherapie, Laufband, Ergometer/ MOTOmed, reflektorische Atemtherapie
- Logopädie: Lee-Silverman-Voice-Therapie, LSVT-LOUD®, Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie
- Physikalische Therapie: Moor-Packungen, Massagen, heiße Rollen, Lymphdrainagen, Kneippsche Güsse
- Ergotherapie: Feinmotorik, Alltagsrelevanz, kognitives Training
- Entlassmanagement (Hilfsmittelverordnung, Pflegegrad)
- Wöchentlich finden interdisziplinäre Teambesprechungen statt
Parkinson-Komplex-Behandlung
Seit 2013 wird im Leopoldina-Krankenhaus eine intensivierte Parkinson-Behandlung über zwei bis vier Wochen angeboten, die neben der medikamentösen Therapieoptimierung, insbesondere komplementäre Behandlungsmöglichkeiten wie Logopädie, Ergotherapie und spezialisierte Krankengymnastik umfasst. Die Parkinsonkomplexbehandlung wird schwerpunktmäßig durch die Oberärztin Frau Dr. Kamski betreut.
Unser Ziel: Die Selbstständigkeit unserer Patientinnen und Patienten zu verbessern und erhalten!