Chronische Schmerzen und Neurostimulation
Die chronischen Schmerzzustände stellten ein relevantes Gesundheitsproblem dar, um die 20 Prozent der Patienten leiden unter ungenügend therapierten neuropathischen Schmerzen. read more Die Prävalenz chronischer Schmerzen beträgt ca. 48%, davon sind ca. 8% überwiegend neuropathische Schmerzen. Die Einschätzung von betroffenen Patienten in Deutschland beträgt um ca. 3,5 Millionen Menschen. Eine ausreichende medikamentöse Einstellung kann bei ca. 40% der Patienten erreicht werden.
Die Wirkung der Rückenmarkstimulation bei chronischen Schmerzen basiert sich auf die Kontrollschrankentheorie (Missempfindung-basierte Wirkung) und andere Stimulationsformen zielen auf die niedrigschwelligen Nerven. Es ist auch nachgewiesen worden, dass sog. segmentale und supraspinale Wirkungsmechanismen involviert sind, besonders bei der Rückenmarkstimulation. Ebenfalls sind nicht-neuronale Strukturen (Glia, Stützgewebe des Nervensystems) involviert. Die elektrischen Impulse können ebenso einige entzündliche Phänomene beeinflussen.
Die Rückenmarkstimulation hat eine zunehmende Bedeutung in der Behandlung der chronischen Schmerzen bekommen als sie eine langfristige Wirksamkeit mit geringen Nebenwirkungen aufweist. Aktuell wird eine Rückenmarkstimulation bei therapieresistenten Angor pectoris sowie Glied-Ischämie und Rückenschmerzen verwendet. Durch die Rückenmarkstimulation wird die Schmerzweiterleitung in den Nervenbahnen gedämpft. Für das Verfahren werden epidurale Elektroden auf dem dorsalen Rückenmark implantiert. Die Anlage kann entweder offen (Laminotomie) oder geschlossen (Nadel) erfolgen. Die Elektroden werden an einem Impulsgenerator (subkutan, unter der Haut) angeschlossen und dieses wird extern zur Gabe eines kontinuierlichen Impulses programmiert. Das Verfahren ist reversible und minimal invasiv und im Gegenteil zur einen Therapie mit Morphin oder Morphinderivate stellt das Auftreten von Sedierung oder Lethargie kein Problem dar.
Vor der Anlage einer Rückenmarkstimulation wird eine sog. Testphase vorgenommen (i.d.R. 3-7 Tage). Bei einer kleinen Operation mit lokaler Betäubung wird eine Elektrode in den Spinalkanal eingebracht und während der Operation wird den korrekten Sitz der Elektrode durch elektrische Signale überprüft. Nach dem Eingriff liefert ein kleiner, zunächst außerhalb des Körpers angebrachter Impulsgenerator die Signale. Bei Erfolg wird eine Dauerstimulation eingesetzt.
Um die 80 Prozent der Patienten berichten über eine deutliche Schmerzlinderung und oft wird das Verbrauch von Medikamenten reduziert. Eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität kann somit erreicht werden.
Die Rückenmarkstimulation kann mit anderen Stimulationsarten kombiniert werden, hiermit sind eine peripheral field neurostimulation (PFNS) oder eine peripheral nerve stimulation (PNS) gemeint.
Epidurale Stabelektrode Epidurale Plattenektrode Kombinierte Neurosimulation