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Medizinische Hilfe für Antonio aus Angola

Der offensichtlich glückliche Antonio.

Seit mehr als 10 Wochen wird der zwölfjährige Junge aus Angola im Leopoldina-Krankenhaus behandelt. Antonio kam am 18. November ins Leopoldina-Krankenhaus, das sich im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Friedensdorf International, bereit erklärt hatte, den Jungen kostenfrei aufzunehmen und medizinisch zu versorgen.

Friedensdorf International ist seit 1967 in der medizinischen Einzelfallhilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten tätig (www.friedensdorf.de). Damit Friedensdorf sich um schwerstverletzte Kinder kümmern kann, ist man auf die Unterstützung medizinischer Einrichtungen angewiesen. Das Engagement des Leopoldina-Krankenhauses besteht bereits seit vielen Jahren.

 

Als im Herbst letzten Jahres, die Anfrage von Friedensdorf an das Leopoldina, zur Aufnahme eines Kindes aus Angola kam, mussten die Verantwortlichen Chefärzte Dr. med. Johannes Herrmann und Dr. med. Matthias Blanke nicht lange überlegen. Nach kurzer Abstimmung mit der kaufmännischen Seite des Leos, gab man grünes Licht für die Behandlung.

 

Antonio (Name geändert) musste nach Aufnahme auf der Kinderstation im Leo zunächst isoliert werden, um eventuell ansteckende Vorerkrankungen auszuschließen. Mit viel Einfühlungsvermögen, denn für Antonio, der mit weiteren 37 kranken und verletzten Kindern nach Deutschland gekommen ist, war ja alles neu und unbekannt, führten die Kinderärzte um Chefarzt Dr. Herrmann zahlreiche Untersuchungen durch, um vor allem Infektionskrankheiten auszuschließen.

 

Nach den Tagen der Isolation, konnten die Orthopäden beginnen, die eigentliche Verletzung des Jungen zu therapieren. Er litt seit 2 Jahren unter den Folgen eines in seiner Heimat nicht versorgten Oberschenkelbruches.  In dessen Folge war es zu einer Osteomyelitis (=Entzündung des Knochens) und einer erheblichen Fehlstellung des Beines gekommen. Bei Aufnahme im Leopoldina, war der Junge nicht in der Lage zu gehen. Das Hüft- und Kniegelenk war, durch die nicht fachgerechte Versorgung des Bruches, fast vollkommen versteift. Das Team der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie um Chefarzt Dr. Blanke und seinem Oberarzt Dr. Bezold, der Antonio intensiv betreute, konnte nun beginnen, den Knochen zu sanieren. In mehreren operativen Eingriffen entfernten sie abgestorbenes und entzündetes Knochengewebe. Insgesamt waren 3 solcher Eingriffe nötig, bevor in einer 4. Operation die Fehlstellung des Oberschenkels behoben werden konnte. „Der Junge ist derzeit mit einem Fixateur versorgt, so können wir die Stellung des Knochens auch von außen beeinflussen. Dieser braucht noch Zeit zum Heilen, aktuell ist Antonio relativ beschwerdefrei und kann sein Bein voll belasten. In einigen Wochen werden wir nochmal operieren, um die Beweglichkeit des Kniegelenkes weiter zu verbessern. Er sollte sein Bein danach wie ein gesunder 12-jähriger Junge einsetzen können.“, so Dr. Blanke.

 

Seitens der Kinderklinik, in die sich Antonio während seines langen Aufenthaltes mittlerweile gut integriert hat, werden aktuell noch Untersuchungen gemacht, um weitere Erkrankungen auszuschließen. „Ich bin sehr optimistisch. Weitere Erkrankungen des Jungen, v.a. eine TBC Infektion können wir mittlerweile nahezu ausschließen. Der aufgeweckte Angolaner schafft es immer wieder, mein komplettes Team für sich zu gewinnen. Er versteht mittlerweile das eine oder andere deutsche Wort und wir lernen portugiesisch. Er macht uns viel Freude, vor allem wenn es uns gelingt, ihm sein Heimweh zu nehmen. Hier auch ein großes Dankeschön an die ehrenamtlichen Helfer. Vor allem an Frau Pfarrerin Rosa mit ihrem Team der ökumenischen Krankenhaushilfe, die die Kinderklinik toll unterstützt haben“, sagt Dr. Herrmann.

 

Ein afrikanisches Sprichwort sagt, dass es ein ganzes Dorf für die Erziehung eines Kindes bedürfe, im Falle von Antonio waren eine ganze Reihe ehrenamtlicher Helfer involviert, die teilweise portugiesisch sprachig, in erheblichem Maße mit Ihren Besuchen dazu beigetragen haben, Antonio die Zeit im Leopoldina so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

Caroline Rech, eine seiner Begleiterinnen blickt gerne auf das Erlebte zurück: „Der ganze Prozess war sehr erfüllend - wir haben gemeinsam mit ihm gelacht, gelitten und gefühlt. Antonio ist ein wunderbarer, sehr tapfer und mutiger Junge. Es war richtig schön, seine Entwicklung hier zu begleiten. Am Anfang war er noch sehr schüchtern, er sagte nicht viel mehr als "ja" oder "nein". Jetzt reden wir stundenlang mit ihm, hören uns seine Geschichten an und lachen gemeinsam. Er hat auch viel gelernt und freut sich schon, seine neuen Erfahrungen nach Hause mitzubringen. Antonio ist Teil eines ganz besonderen Kapitels in unserem Leben, wir werden ihn ganz sicher vermissen! Ich glaube, dass wir am Ende mehr von ihm bekommen haben als er von uns“. Susanne Rosa ergänzt: „Über ein Gemeindeglied in Sennfeld habe ich Kontakt mit Frau Rech bekommen. Sie wiederum hat ihren portugiesisch sprechenden Freundeskreis aktiviert und für all die Wochen Einsatzpläne geschrieben, damit man auf Station und am Empfang orientiert war, wer wann kommen würde. Sie war auch für die Pflegekräfte immer erreichbar, um bei Verständigungsproblemen mit Antonio alles auf Portugiesisch zu erklären. Danke!“

Noch einige Wochen, von denen Antonio aller Wahrscheinlichkeit nach, einen Großteil zusammen mit anderen Kindern in einer Einrichtung der Hilfsorganisation verbringen kann, und der Junge wird gesund in seine Heimat zurückkehren. In Angola hätte er keine Chance auf Behandlung und damit wenig Chancen auf ein uneingeschränktes Leben gehabt. Dank aller Unterstützer sind seine Möglichkeiten größer geworden.

Leo Magazin

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